Die Ausstellungseröffnung | ||
Die
Eröffnungsfeier der Ausstellung am 2. Februar war ein voller Erfolg.
Unter den schätzungsweise über 200 Gästen war auch einige
Gummipferd-Prominenz anwesend. Aber der Reihe nach. Schon auf dem Weg durch den Georgengarten zum Wilhelm-Busch-Museum wurde man auf das kommende eingestimmt. Schon von weitem konnte man einen riesigen Jimmy mit Julio sehen, die vor dem Eingang zum Museum aufgestellt waren. Ein echter Blickfänger! Im Foyer konnte man sich dann gleich mit dem passenden Material versorgen. Hier wurde natürlich das neue Buch von Lappan angeboten, das reißenden Absatz fand, außerdem Poster und Anstecknadeln. Auf dem Weg zum Ausstellungsraum durchquerte man zunächst einen abgedunkelten Filmraum, in dem Julio- und Jimmy-Animationen einer Projektgruppe der Hochschule Harz gezeigt wurden. |
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Pünktlich um halb 12
begann die Eröffnungsfeier. Dr. Hans Joachim Neyer, der Leiter des
Museums, gab eine kurze Einführung und dankte insbesondere der anwesenden
Frau Sigrid Kohlsaat, Witwe Roland Kohlsaats, für die zur
Verfügung gestellten Exponate. Er übergab das Wort an Professor Dr. Jürgen Seifert, der einen lebendigen Vortrag über das politische Umfeld des Sternchens gab. Seifert gab zu bedenken, dass das Nachkriegsdeutschland relativ unpolitisch war, was sich auch in den Illustrierten am Markt niederschlug. Allein der Spiegel hatte damals den Anspruch eines politischen Magazins. Und auch Jimmy das Gummipferd war unpolitisch: der Comic sollte etwas ablenken von der Realität. Im Grunde genommen konnte das Gummipferd alles und hatte auch einen technischen Anspruch, den es kam, wie die allererste Folge verrät, aus Amerika. Nur ein einziges Mal meldete sich Roland Kohlsaat auch politisch zu Wort. Vor dem Hintergrund der schwelenden Kuba-Krise und der Gefahr eines dritten Weltkrieges ließ er Ende 1962 Julio und Jimmy zwischen die Fronten der befeindeten roten und schwarzen Affen geraten. Im letzten Augenblick - kurz bevor der Kampf beginnt, lässt er Julio sagen: "Halt Amigos! Nicht kämpfen! Macht Frieden! Dieser Baum ist groß genug für alle. Feiert lieber ein Fest, ein Friedensfest und werdet Freunde. Hört auf, euch zu hassen!" Tatsächlich kommen die Affen durch diese Worte zur Besinnung und der Kampf ist abgewendet. |
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Nachdem Freddy
Caruso und Giovani Piano passende Schlager der Fünfziger und
Sechziger zum besten gegeben hatten, konnte Dr. Neyer Herrn John M.
Kohlsaat, den einzigen Sohn Roland Kohlsaats, bitten, die Ausstellung
zu eröffnen. John Kohlsaat, der zur Zeit in London lebt, war eigens zu der Ausstellung angereist. Gleich zu Beginn seiner Rede stellte er klar, dass er nicht gut zeichnen könne - eine Fortsetzung von Jimmy das Gummipferd durch seine Hand ist also nicht zu erwarten. Da sein Vater verhindert sei, müsse er aber nun die Ausstellung eröffnen. Er erinnerte daran, wie diszipliniert Roland Kohlsaat an seine Arbeit ging - jeden Tag von 9 bis 18 Uhr arbeitete er in seinem Atelier. Unerlässlich bei seinem Beruf war seine scharfe Beobachtungsgabe. So konnte John Kohlsaat davon berichten, dass in so mancher gezeichneter Figur reale Personen wiederzuerkennen seien. Übrigens zeigte sich Herr Kohlsaat auch überrascht davon, wie lebendig Jimmy das Gummipferd noch ist - unter anderem erwähnte er auch unsere Fansite, auf die er im Internet gestoßen ist! |
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Nach dem offiziellen Teil hatte ich dann noch Gelegenheit, einige Anwesende persönlich zu sprechen. | ||
Als ersten traf ich Hartmut
Becker, bekannt als Herausgeber des ehemaligen Comicmagazins Comixene
und den Gummipferd-Freunden bestens bekannt als Redakteur und Herausgeber
der drei Jimmy-Alben. Er hatte in einer Vitrine im Ausstellungsraum einige
eigene Sammlerobjekte beigesteuert, darunter das Jimmy-Spiel und die
Blüchert-Ausgabe. Interessant sein Hinweis, dass das Cover des dritten
Albums gar kein Original von Roland Kohlsaat ist, sondern seinerzeit von
Dieter Kalenbach nachgezeichnet wurde. Herr Becker machte mich anschließend mit Dieter Schwalm vom Lappan-Verlag, der den neuen Jimmy-Reprint herausgibt, bekannt. Herr Schwalm hält es durchaus für möglich, dass es auch noch Folgebände geben könnte, wenn das jetzige Buch ein Erfolg wird. Danach konnte ich noch mit Herrn Professor Eberhard Högerle von der Hochschule Harz sprechen, der die Projektgruppe betreute, die kurze Animationsfilme zu Julio und Jimmy erstellte. Herr Prof. Högerle und seine Studenten versprachen mir einige Highlights der Animationen für unsere Website zur Verfügung zu stellen. Sobald ich das Material habe, stelle ich es hier zur Verfügung. Nicht verwundern sollte es, dass mit Andreas Dierks auch ein Vertreter von comic.de anwesend war. comic.de ist der online-Nachfolger des inzwischen eingestellten Comic-Magazins Rraah!, in dem es in Heft 45 im Jahr 1998 einen ausführlichen Bericht zu Roland Kohlsaats Werk gab. Herr Dierks hielt es sogar für möglich, dass Jimmy das Gummipferd in die Auswahl zum Comic des Jahres kommen würde - eine verdiente Würdigung zum 50. Geburtstag Jimmys und zum 25. Todestag Roland Kohlsaats! Schließlich gelang es mir auch noch, Frau Kohlsaat und ihren Sohn kurz zu sprechen. Tatsächlich liegen alle Urheberrechte an Roland Kohlsaats Arbeiten jetzt bei seiner Witwe. Für unsere Seite haben wir nun die mündliche Erlaubnis, einzelne Folgen von Jimmy das Gummipferd hier zu veröffentlichen. Daher werden wir nun nach und nach einige der schönsten Passagen hier zeigen können. Übrigens zeigte sich auch Familie Kohlsaat sehr angetan von dem Lappan-Buch, das auch ihnen nun erstmals die Gelegenheit gibt, die Abenteuer in kompakter Form nachzulesen. |
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Text und Bilder: Klaus Rumrich | ||
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Das Wilhelm-Busch-Museum im Netz: www.wilhelm-busch-museum.de |